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23. Dezember 2018

Die Geschichte schreibt meisterhafte Musik

Nicht nur die Musik vermag es, Geschichten zu schreiben. Auch die Geschichte hat großartige musikalische Meisterwerke geschaffen. Das zeigte der Musikverein bei seinem Jahreskonzert in der Dunninger Turn- und Festhalle. Nach der Begrüßung der Vorsitzenden des Vereins Lina Thiesen nahmen die Beginners auf der Bühne in der randvollen Dunninger Turn- und Festhalle Platz. Die Jüngsten des Vereins hatten mit ihren Dirigentinnen Lisa Fischer und Fabienne Erath die Stücke „You’re welcome“ aus dem Film Vaiana, den „March of Scipio“ und „Holiday Cha-Cha“ vorbereitet, welche von den Ansagern Katharina Keller und Luca Bantle dem Publikum näher gebracht wurden. Die Beginners präsentierten sich in toller Besetzung und mit viel Spaß und bekamen zahlreichen Applaus.

Die Beginners 2018

Anschließend zeigte die gemeinsame Jugendkapelle Dunningen und Seedorf, was sie in den vergangenen Monaten mit ihrem Dirigenten Martin Eger erarbeitet hatten. In gekonnter Art und Weise entführten sie die Besucher zunächst nach Barcelona auf die „La Rambla“, eine rund 1,2 Meter lange Promenade im Zentrum der Stadt, dann weiter in die Welt von Harry Potter und die vielen verschiedenen Melodien, die von John Williams für die berühmten Filme komponiert wurden, Zuletzt ging die musikalische Reise mit „Selection from the Lion King“ dann noch in die Welt von Simba, Mufasa, Timon und Pumba. Durch das Programm führten Anna-Lea Müller und Marcel Palik.

Die Jugendkapelle 2018

Für Eger war es der letzte Auftritt mit der Jugendkapelle Dunningen und Seedorf. Er übergibt den Taktstock vorübergehend an Clara Thiesen, bis ein neuer Dirigent gefunden ist. Jugendleiterin Nora Auber dankte ihm für die drei Jahre intensiver Arbeit mit den Jugendlichen und überreichte ihm einen Präsentkorb.

Nach einer Pause nahm die Hauptkapelle auf der Bühne Platz. Dirigent Michael Koch hatte für das Konzert Stücke unter dem Motto „Geschichte“ ausgewählt. Eröffnet wurde das Programm mit „Nostradamus“ von Otto M. Schwarz, ein Stück über Michel de Notredame, der später als der große Arzt und Wahrsager Nostradamus bekannt wurde. Durch seine Prophezeihung über den Tod des französischen Königs, der kurz danach tatsächlich ermordet wurde, wurde er zur lebenden Legende. Der Mythos des Wahrsagers lebt bis heute weiter, was den Komponisten dazu anregte, ein fulminantes und beeindruckendes Werk über Nostradamus zu schreiben.

Genauso beeindruckend ging es weiter. Lange bevor Hollywood die Geschichte der Titanic ausschlachtete, widmete sich der junge Komponist Stephan Jaeggi dieser Tragödie und schuf ein Meisterwerk. Nach unruhigem Stampfen der Schiffsmaschinen setzt in seiner Komposition zum ersten Mal das sogenannte Abschiedsmotiv ein, das im Verlauf des Stückes immer variiert wird. Perlende Läufe und jubelnde Trompetenfanfaren kündigen die Abfahrt des Riesenschiffes und den Stolz über das gelungene Werk an. Die Zuschauer befanden sich mit an Bord, standen an der Reling und winkten der Menge im Hafen von Southhampton zu. Der Komponist beschreibt musikalisch die Atmosphäre an Bord, die ausgelassene Stimmung und Hoffnung auf das neue Leben in Amerika. Plötzlich rief jedoch ein alarmierendes Fortissimo – den Zusammenstoß mit dem Eisberg andeutend – lähmendes Entsetzen und Panik hervor. Alles ging auf einmal durcheinander, die Musik beschrieb das Drängen und Hasten der rettungssuchenden Menschen. Als jedoch keine Rettung mehr in Sicht war, erklang schlicht und dennoch inbrünstig der Choral „Näher mein Gott zu Dir“. Ein gurgelndes Unisono stellte dar, wie das Schiff langsam im schwarzen, eisig kalten Ozean versank.

Der folgende Marsch „Alte Kameraden“, der 1889 von Militärmusiker Carl Teike in Ulm komponiert wurde, wurde zu Ehren der zuvor geehrten Musiker geehrt. Das waren in diesem Jahr Rainer Mauch, Harald Rapp, Sigmund Oehler und Hans-Peter Schumacher. Sie alle sind herausragende Stützen des Vereins.

Marina Behrens spielte gemeinsam mit dem Musikverein „Schindlers Liste“.

Schindlers Liste ist ein Spielfilm von Steven Spielberg aus dem Jahr 1993, der beschreibt, wie Oskar Schindler, ein deutschmährischer Industrieller, im Zweiten Weltkrieg etwa 1200 Juden aus den besetzten Ländern Polen und der damaligen Tschechoslowakei in seinen Rüstungsbetrieben beschäftigte und damit vor dem Tod im Vernichtungslager Auschwitz rettete. Die Filmmusik schrieb der amerikanische Komponist John Williams. Der Musikverein Dunningen spielte dieses tiefgründige Stück gemeinsam mit der Solistin Marina Behrens von den String Club Players der Musikschule Dunningen. Ein weiteres Mal wird das Stück in der Jahresschlussandacht am 31. Dezember zu hören sein.

Weiter ging es mit den leicht außerirdisch anmutenden Klängen und rhythmischem Jazz in „Theme from Star Trek“, der Musik zu den Raumschiff Enterprise-Filmen. Mit dieser Komposition beeinflusste Alexander Courage die Idee, wie Raumfahrt-Fiktion klingen muss, tief und prägte eine ganze Kultur.

Tanja Pfau, die wieder die Ansage übernommen hatte und charmant durch die verschiedenen Stücke führte, entführte die Zuhörer nach dieser kurzen Zeitreise in die Zukunft noch einmal in die Vergangenheit, genauer gesagt in die 80er-Jahre. „Die 80er, das waren Discokugeln und Zauberwürfel, Aerobic Bodys und Stirnbänder, Kassetten und Walkmans, Pac Man und der Game Boy“, zählte Pfau einige Dinge auf. Auch in Dunningen passierte in den 80er-Jahren eine Menge, unter anderem gab es die 1200-Jahr-Feier, den Umbau des Rathauses und Gerhard Winkler wurde als Bürgermeister gewählt. Mit „80er-KULT(tour)“ von Thiemo Kraas, einem bunten Medley bekannter Songs aus den 80er-Jahren, verabschiedete sich der Musikverein von seinem Publikum – aber erst, nachdem nach lang anhaltendem Applaus die weihnachtlichen Zugaben erklungen waren.