Europa zwischen zarter Liebe und Schlachtgetümmel
In einer vollbesetzten Dunninger Festhalle genossen zahlreiche Besucher und auch die Musiker ein festliches Konzert unter dem Motto „Europa im Wandel der Zeit“.
Anlässlich des 200. Jubiläums des Wiener Kongresses entschied sich Dirigent Michael Koch für das Thema „Europa im Wandel der Zeit – 200 Jahre Wiener Kongress“. Doch bevor die aktive Kapelle unter seiner Leitung an der Reihe war, betraten die Beginners die Bühne.
Die Jüngsten des Vereins hatten mit ihren Dirigentinnen Lisa Fischer und Fabienne Erath ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. So präsentierten sie den Zuhörern das bekannte „New York, New York“, das ebenfalls eingängige „Barcarole & Can Can“ und zum Abschluss das traditionsreiche afrikanische Lied „Siyahamba“. Stolz nahmen sie den begeisterten Applaus der Besucher entgegen und präsentierten eine Zugabe.
Anschließend durfte die gemeinsame Jugendkapelle Dunningen und Seedorf ihren Konzertteil präsentieren. Michael Koch hatte in Vertretung für den neuen Jugendkapellendirigenten Martin Eger, der leider verhindert war, die Leitung übernommen. Die ersten beiden Stücke, „Big Sky Overture“ von Philip Sparke und „Spirit of Music“ von Fritz Neuböck, hatten sie bereits beim Dunninger Jugendwertungsspiel im Mai präsentiert und die Note „Sehr gut“ erreicht, wie Ansagerin Clara Thiesen erzählte. Auch die darauffolgenden weltbekannten Melodien aus „Pirates of the Caribbean“ kamen beim Publikum gut an, weshalb eine Zugabe gefordert wurde.
Nach einer Pause betraten die etwa 60 Musiker der aktiven Kapelle gemeinsam mit ihrem Dirigenten die Bühne und eröffneten ihr Programm mit der „Ouvertüre für Harmoniemusik“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Diese ist ein Stück aus der sogenannten „deutschen Romantik“, wie Ansagerin Tanja Pfau erklärte, und wurde ursprünglich nur für elf Musiker komponiert. Klarinetten und Hörner nahmen sowohl in der Originalfassung als auch in der vom Musikverein gespielten Bearbeitung für großes Blasorchester eine exponierte Stellung ein und bestimmten den Klang vom ruhigen Einleitungsteil bis zum flotten Allegro.
In der folgenden Komposition „Bonaparte“ beschreibt der österreichische Komponist Otto M. Schwarz große Schlachten und Siege von Napoelon Bonaparte, beschäftigt sich aber auch mit dunkleren Kapiteln, wie dem katastrophalen Ausgang des Russlandfeldzugs, seiner Verbannung auf die Insel Elba und der verhängnisvollen Schlacht um Waterloo. Lyrische Passagen im Mittelteil lassen allerdings auch einen kleinen Einblick in den „Menschen“ hinter dem Herrscher Bonaparte zu: Zarte Töne und leidenschaftliche Melodien deuten beispielsweise die Gefühle für seine spätere Frau Joséphine de Beauharnais an.
Den Zuhörern wurde es bei diesem Stück nicht langweilig. Ob Kampf, Liebe und Hochzeit oder Verbannung – die einzelnen Instrumentengruppen agierten gemeinsam und malten ein musikalisches Bild von Bonaparte. Die im Stück eingebauten Teile der verschiedenen europäischen Nationalhymnen ließ die Besucher ahnen, in welchem Kampf sich der Herrscher gerade befand.
Für seine Krönungsfeierlichkeiten wünschte sich Kronprinz Edward von England den folgenden Marsch „Pomp & Circumstances No.1“ von Sir Edward Elgar. Der Titel dieses Stückes beruht auf einem Vers aus Shakespeares „Othello“. Unterlegt wurde dieser elegante und majestätisch anmutende Marsch mit den Worten „Land of Hope and Glory“ – dem „Land der Hoffnung und des Ruhmes“. Heute ist das Werk fast so beliebt wie die offizielle Nationalhymne und zählt zu einer der Regionalhymnen Englands.
Mit „Orient & Occident“ von Camille Saint-Saëns brachten die Musiker ihren Gästen die Unterschiede zwischen Westen und Osten näher. Im ersten Teil des Werkes stellt sich das Abendland mit einer kräftigen und bewegten Musik und lyrischen Zwischenphasen vor. Eine orientalisch anmutende Melodie leitet den zweiten Teil des Stückes, die Vorstellung des Morgenlandes, ein. Dieses präsentierten vor allem die Instrumente Oboe, Trommel und Triangel. Im dritten Teil schließlich vereinigen sich die Elemente beider Kulturen zu einem harmonischen Ganzen. „Schön wäre es“, so Tanja Pfau, „ ließe sich diese musikalische Harmonie auch auf die gegenwärtige Akzeptanz und das Miteinander beider Kulturen im europäischen Kontext übertragen.“
Beim folgenden „Euro Swing Medley“ blieb kaum ein Fuß still stehen. Verschiedene Fragmente von typischen Liedern der einzelnen europäischen Länder – daraus besteht das Werk, welches Arrangeur Kees Vlak den Staaten widmet, die am 1. Januar 2002 den Euro als Gemeinschaftswährung einführten.
Auch ein Marsch war im Konzertprogramm vorhanden – passend zum Thema mit dem Titel „Europa-Brücke“. Mit dieser ist vermutlich die Brücke über den Rhein gemeint, welche Kehl mit mit der elsässischen Nachbarstadt Strasbourg verbindet, wie Tanja Pfau nach intensiver Recherche herausfand.
Und wenn man an Europa denkt, welches Stück darf dann auf keinen Fall fehlen? Natürlich die jedem bekannte „Europa Hymne“, welche sich Dirigent Michael Koch bis zum Ende aufsparte. Tanja Pfau beendete ihre Ansage mit einem Teil des Textes der Hymne: „Freude schöner Götterfunken, Töchter aus Elysium, wir betreten feuertrunken, Himmlische dein Heiligtum! Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt; alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.“
Mit drei weihnachtlichen Zugaben, die vom Publikum gefordert wurden, bedankte sich der Musikverein Dunningen für das zahlreiche Erscheinen und den begeisterten Applaus und entließ seine Gäste in den vierten Advent.